Abb: Regina Hügli, Free Genie, 2023, Gravur auf Second Hand-Trinkglas. Foto: Hügli
Eröffnung: Dienstag, 12.9.2023, 19.00, in Anwesenheit der Künstlerinnen
Flechten wachsen krustenartig und haften fest an einer Oberfläche, ähnlich wie eine dicke Farbschicht – auch Crustose genannt. Astrid Rauschs Malereien sind
häufig mit voluminösen Lagen an Ölfarbe überzogen und entern damit die dritte Dimension. Auch ihr Atelier selbst, die Oberfläche des Tisches, auf dem sie die Farben mischt, der Boden unter und
zwischen dem Abdeckpapier – all das lebt, atmet und besteht aus viel, viel Farbe. „Ich arbeite mit Ölfarben, die ich mir selbst anmische und so nach meinen Vorstellungen genau zusammenstelle,“
erzählt sie in einem Interview1. „Während des Malens lege ich das Bild dann auf den Boden, dann stelle ich es wieder senkrecht oder kopfüber, dadurch entstehen neue Blickwinkel. Ich habe
den Anspruch als Malerin, dass das Bild mich selbst auch immer wieder überraschen soll. […] Mir ist ebenfalls wichtig, Malereien zu schaffen, die nicht narrativ, sondern assoziativ für den jeweiligen
Betrachtenden sind.“ Astrid Rausch interessiert vor allem der Prozess des Malens, eine eigene Welt mit eigener Sprache.
Seit geraumer Zeit beschäftigt sich die Fotokünstlerin Regina Hügli mit Wasser und dem Phänomen der Verzweigung und Knospung. Egal ob im Falle von Blut- oder
Nervenbahnen, Pilzrhizomen, Korallen oder, wie in der Galerie Reinthaler zu sehen: Flechten. Es ist der zugrundeliegende Informations- und Lebensfluss allen Wachstums, der Regina Hügli besonders
interessiert und den sie mit bunten Farben vor dunklem Grund in abstrakt anmutenden Fotogrammen in Szene setzt. In den vergangenen Jahren hat Hügli zum Thema Wasser intensiv als Organisatorin und
Kuratorin interdisziplinärer Gruppenprojekten gearbeitet. Dafür erhielt sie 2023 den Österreichischen Neptun Staatspreis für Wasser in der Kategorie Kunst. Im Rahmen der Ausstellung „Crustose“ wird
ein Teil ihres neuesten Projekts „Free Genie“ gezeigt: Gläser aus Secondhand-Haushaltswaren, die mit aktuellen Markennamen und Marketingslogans der Flaschenwasserindustrie graviert wurden, die Bezug
auf eine spirituelle Beziehung zu Wasser nehmen. „Free Genie“ will diese spirituellen Dimensionen von Wasser aus dem Kontext der kommerziellen Aneignung befreien. Im Rahmen einer
Diskussionsveranstaltung Mitte Oktober wird dazu eingeladen, sich über das Trinkerlebnis von lokalem Leitungswasser aus verschiedenen Gläsern mit diesen Dimensionen auseinanderzusetzen und darüber in
Austausch zu kommen.
1 les-nouveaux-riches.com, abgerufen am 13. Juli 2023
Diskussionsabend zu Regina Hüglis Projekt "Free Genie": Mittwoch, 11.10.2023, 19.00 Uhr